Ahoj nach Tschechien! Und Hallo nach Deutschland! (Melbourne 14.5.2002) Sagt mal, ist euch die Lust auf Geschichten noch nicht vergangen, oder anders gefragt: koennt ihr heute etwas Geschichte vertragen? Wir waren an unserem 9. Wochenende naemlich in Sachen australische Geschichte unterwegs, wobei ich feststelle, dass es zwar sehr viele Geschichten aus Down Under zu erzaehlen gibt, jedoch sehr wenig Geschichte, wenigstens verglichen mit Europa. Nun denn: Los gehts! Let's dive into history: Zunaechst einmal seien die Sehenswuerdigkeiten erwaehnt, die wir am Wochenende besichtigt haben: Samstags besuchten wir den Flemington Racecourse, die bedeutenste Pferdrennbahn Australiens, die fuer uns aeusserst bequem zu erreichen ist, liegt sie doch nur um die Ecke von unserer Wohnung. Den Sonntag Nachmittag dann verbrachten wir im Museum of Melbourne, in dem man sich - sehr gut dargestellt. Halt britische Museumstradition - ueber die Stadtgeschichte informieren kann. Und nach diesem Bildungswochenende sind wir auch ganz gut im Bilde mit den Anfaengen Melbournes und Australiens, womit ich ich euch - ihr kennt doch meine Leidenschaft fuer Geschichte! - in den naechsten Zeilen quaelen will. Womit beginnen? Die Geschichte Australiens beginnt ja nicht erst mit der Entdeckung durch die Europaeer. Ich moechte aber, da ich darueber noch sehr wenig informiert bin, die Kultur der Aboriginies heute bei Seite lassen, und mit den Entdeckungsfahrten der Europaer beginnen. Australien ist ja, wie wir alle wissen (kleiner Nebensatz fuer alle durch das Moosacher Referendariat geschaedigten! Hallo Holger!!) der letzte Kontinent, der entdeckt wurde. Es waren aber diesmal nicht die Portugiesen, die in ihrem Entdeckungswahn im 15. Jahrhundert den Suedkontinent ansteuerten - das er existieren soll, das vermutete man davor -, sondern die Hollaender betraten als erste australische Erde um 1600. Sie vergassen es aber, das Land fuer die Niederlande in Besitz zu nehmen - warum auch immer - , was dann um 1770 James Cook fuer die englische Krone erledigte. Seitdem ist Australien unter der Verwaltung der britischen Krone - wenn ich mir vorstelle, dass die Leute hier Hollaendisch reden wuerden! - 1788 dann ist das Jahr der 1. Besiedelung, aber was heisst Besiedelung: Die schlimmsten Verbrecher landeten in diesem Jahr in Botany Bay, der Bucht von Sydney, und fristeten ihr Strafgefangenen-Dasein am dem von ihrer Heimat entfernsten Punkt der Welt. New South Wales, so hiess der 1. Staat Australiens, aber es sollte nicht lange dauern bis zur Gruendung Victorias. 1835 landeten illegalerweise Schafzuechter aus Tasmanien, das zuvor schon besiedelt war, denn man schickte die Creme della Creme der absoluten Schwerverbrecher, die sich im Gefangenenlager in Sydney wiederum eines Deliktes zu verantworten hatten, auf die suedlich von Australien gelegene Insel Tasmanien, also 1835 landeten die 1. Europaer an den Ufern der heutigen Stadt Melbourne. Nun wollte man die anfaengliche illegale Aktion in einen legalen Rahmen stellen, womit die Gruendung Melbournes eingeleitet wurde. 1840 ist das naechste Datum, das eine Rolle in der Stadtgeschichte spielt, denn fuer die sportbegeisterte Nation Australien stellt dieses Datum etwas besonderes dar: Die Gruendung des Flemington Racecourses, der Pferderennbahn. Ja, neben den Australian Open (Tennis, fuer alle Nichtwissenden) im Januar, dem Formel 1 Rennen im Maerz stellt der Melbourne Cup im November, eines der wichtigsten Pferderennen der Welt, das sportliche Highlight in Melbourne, bzw. ganz Australien dar. (Zu unserem Ausflug dorthin aber spaeter) Wir gehen weiter in der Zeit und landen beim dem fuer Victoria aeusserst wichtigem Datum 1851. Bis zu diesem Jahr war Melbourne eine schmutzige und unbedeutende Kleinstadt am Ende der Welt, aber ein Ruf, dessen Echo bis nach Grossbritannien hallte, sollte das Aussehen und die Bekanntheit der Hauptstadt Victorias schlagartig veraendern: "Gold!!" Noerdlich der Stadt wurde grosse Mengen an Gold gefunden und als haette dieses Metall magnetische Kraefte wurden von dem ihm Abertausende angezogen. Die Bevoelkerung explodierte; damit wuchs der Zwang in dem ausgebrochenen Chaos geordnete Umstaende zu schaffen. Der Reichtum vermehrte sich, was sich an den wie Pilze aus dem Boden spriessenden herrlichen Bauten ablesen laesst. Melbourne wird innerhalb von 30 Jahren neben London, Chicago und New York zu der Stadt mit der regsten Bautaetigkeit, und die Einwohnerzahl sprang binnen Kurzem ueber die 100.000 Grenze. 1888 dann, anlaesslich der 100-Jahrfeier der 1. Besiedelung, konnten die erstaunten Besucher aus Uebersee eine viktorianische Stadt bewundern, die in nichts den englischen Staedten nachstand. Ja, dieser viktorianische Charme macht die Stadt auch heute noch zu einem staedtebaulichen Juwel. Die Gebaeude koennen zwar nicht mit langer Tradition aufwarten, aber dafuer findet man hier eine unglaublich hohe Anzahl historischer Bausubstanz. Ja, bis hierher moechte ich den kleinen geschichtlichen Exkurs fuehren und mich gleich - denn die Zeit draengt, ich kann namlich nur noch 15 Minuten schreiben - einer kleinen Beschreibung zuwenden, was man so alles im Museum von Melbourne sehen kann. Zunaechst mal ist die Abteilung der Stadtgeschichte herauszuheben, die sehr interessant und kurzweilig den Einblick in die Geschichten der Stadt gibt. Dann haben wir einige Zeit in der Aboriginieabteilung verbracht, die sehr kritisch den schrecklichen Umgang der Weissen mit den Ureinwohner beleuchtet. Ja, die Geschichten der "Stolen Generation", der Generation, die als Kinder grausamerweise von ihren Eltern getrennt wurden, weil sie in Erziehungszentren zu "Weissen" erzogen werden sollte (ich berichtete bereits darueber im Zusammenhang mit dem Film "Rabbit Proof Fence!) treibt einem wirklich die Traenen in die Augen. Weiter ist in jedem Fall ein Besuch der Forest Gallerie zu empfehlen, die einem einen Einblick in die Natur Australiens verschafft. Nach 4 Stunden Besichtigungszeit und dem Schliessen des Museums nahe konnten wir leider die Animal Gallerie nur sporadisch anschauen, aber der Blick in den Schlangen- und Spinnenschaukasten genuegte, um uns stark fuer die auf uns zukommende australische Wildnis zu sensibilisieren. Ach, fast haette ich noch die Kangoroo-Parade vergessen zu erwaehnen, die uns zu Beginn der Animal Gallerie entgegenhuepfte. Kangoroos in allen Groessen! So, das wars mal wieder. Das unglaubliche Glueck, das uns auf dem Flemington Racecourse wiederfahren ist, hebe ich mir fuer den naechsten Bericht auf. Jetzt erst einmnal liebe Gruesse aus Melbourne, das uns zwar mit dem waermsten Herbst seit ein paar Jahrzehnten verwoehnt hat, jetzt aber wirklich herbstlich wird mit kuehlen Temperaturen, Wolken und gelegentlichem Regen. Und noch was: Ich werde immer schlechter in der deutschen Sprache. Also entschuldigt bitte meine sich haeufenden Fehler! See you! Robert