Freitag, 19. Juli, auf dem Campingplatz in Cairns (noch 6 Wochen in Down Under)

Heute endet unser 9-tägiger Zwischenaufenthalt im tropischen Queensland. Morgen schon bewegen wir uns westwärts Richtung Darwin und werden somit zum ersten Mal durchs Outback reisen. Bevor ich jedoch über Savanne und Wüste berichte, möchte ich noch nachträglich über zwei der interessantesten Pflanzen berichten, die im tropischen Regenwald Australiens vorkommen.
Die Strangler-Fig (oder Würge-Ficus) trägt zurecht ihren Namen, erwürgt sie doch im Laufe von Jahrzehnten ihren Wirtsbaum. Die Anfänge diese Angriffs gehen beinahe unbemerkt vonstatten, denn ein vom Wind herangewehter Samen verfängt sich in einer Astgabel des Opfers. Langsam gleiten lianenartige Äste des Ficus den Wirtsbaumstamm hinunter und verwurzeln sich im Boden. Allmählich umschlingt der Parasit den gesamten Baumstamm und erwürgt ihn im Verlauf der Jahre. Der abgestorbene Baum verrottet und übrig bleibt als löchriges Baumgehäuse der stark ausgewachsene Ficus, der wie ein zeitgenössisches Kunstwerk aus den Urwaldgewächsen herausragt. Faszinierende und einmalige Gebilde! Vor dieser Pflanzenart muss man sich nicht fürchten, vielmehr aber dafür vor dem berüchtigten Stinging Tree, dessen Bekanntschaft wir zum Glück nicht machten. Als wir nahe der Mossman Gorge eine von einem Aboriginie geführte Wanderung durch den Regenwald mitmachten – unser einheimischer Experte berichtete sehr eindrucksvoll vom Überleben im Urwald und erklärte uns die Verwendung diverser Pflanzen -, warnte er eindringlich vor der Berührung der herzförmigen Blätter des Stinging Trees. Auf diesem befinden sich winzige Silikonstacheln, welche wie Fiberglasspitzen die Haut durchdringen und abbrechen. Das Fatale dieser Attacke ist, dass sich die Haut des Gestochenen über den Stachel schließt und dieser somit schwer entfernbar, geschweige denn entdeckbar ist. Die Stacheln tragen Neurotoxine, die höllische Schmerzen verursachen. Der Aborignie berichtete sogar von Todesfällen!
Ach ja, der Urwald birgt so manche Gefahr, und dabei habe ich noch gar nicht von den dort vorkommenden Blutegeln, Sandfliegen, Moskitos und angreifenden Cassowaries berichtet. Ja, die bunten und menschgroßen Laufvögel attackieren Menschen mit ihren scharfen Vorderklauen. Das bewahrt sie aber leider nicht vor unvorsichtigen Autofahrern, wie wir selbst erleben durften, denn auf dem Weg ins nördlich von Cairns gelegenen tropischen Ferienressort hätte unser andauernd über die Schönheit des Busches schwätzende Busfahrer Simon beinahe eines dieser wunderbaren Geschöpfe über den Haufen gefahren, das sich zaghaft aus dem Gebüsch wagte. Zum Glück hatte Eva den Cassowary bemerkt und laut aufgeschrien, so dass Simon erschrocken zusammenzuckte und eine Vollbremsung hinlegte. Das eingeschüchterte Tier versagte uns daraufhin seinen einmaligen Anblick und verschwand wieder im Dickicht. Ich glaube Eva hat mit ihrer schnellen Reaktion das Leben eines der mittlerweile nur noch 48 in Queensland vorkommenden Tieren das Leben gerettet, und unseren Busfahrer etwas zum Schweigen gebracht, der seit dieser Begegnung seltsam verschämt hinter dem Steuer saß.