Konzert in Eichstätt, “Zum Gutmann”,
Am Graben 36, 85072 Eichstätt
am 19.9.2004 um 20.00 Uhr

Kleinkunstsaison startete gleich voll durch

Eichstätt (·) Gleich mit einem restlos ausverkauften Haus startete die neue Kleinkunstsaison im Eichstätter Wirtshaus Zum Gutmann. Aber nicht ein fernsehbekannter Kabarettist oder eine bayernweit geschätzte Musikgruppe lockte die Scharen so zahlreich, sondern ein Vokaltrio aus Ingolstadt: "Nimm Drei". Mit reinster A-cappella-Comedy hatte es das Publikum schnell auf seiner Seite. Langer Applaus und drei Zugaben zum Abschluss waren eindeutige Zeichen der Beliebtheit. Im Programm: Schlager und Hits, die jeder mitsingen konnte. Aber "normale" Cover-Versionen der Lieder nach Schema F sind so gar nicht Sache der drei Sänger. Variation und Improvisation sind da schon eher ihr Ding, und so wurde aus dem "La le lu" beim "Mann im Mond" schnell einmal "Kung Fu", oder das gesungene "Trink Trink" mündete in einem furiosen griechischen Sirtaki. Ohne Instrumente, aber mit einem reichhaltigen akustischen Repertoire aus dem Stimmenschatz, musizierten Thomas Resch (Bass), Robert Aichner (Bariton) und Peter Hulin (Tenor) mal Deutsch, mal Englisch, mal Schlager, mal Rocksong aber immer wieder originell. Als "Gäste" begleiteten Rudi Carell oder Ray Charles die Lieder. Resch kam als holländische Showmaster mit "Wann wird´s mal wieder richtig Sommer" in der Stimmenparodie, Mimik und Gestik sehr sehr nah ans Original ran. Ins griechische Medley flossen neben dem bekannten "Griechischen Wein" auch "Ein Schiff aus Piräus" und die feurigen Sirtaki-Melodien, wohlgemerkt: ohne "echte" Instrumente, aber doch mit Rhythmus, Pepp und Stimmung. Wozu sich Bass, Bariton und Tenor sonst noch "missbrauchen" lassen zeigte der Heavy-Metal-Klassiker "Smoke on the water": gesanglich perfekt ergänzten vokale "E-Gitarren" den schweren Sound.

Bei ihren Comedy-Einlagen wirkten "Nimm Drei" noch etwas unsicher, ist doch das Reden nicht so ganz ihre Sache. Nette Witzchen vom Grundschullehrer Resch (auf selbigem Schülerniveau) erwiesen sich als harmlose Schenkelklopfer. Da waren es dann schon eher die "Einlagen" während der Lieder, die auch die Bezeichnung "Comedy" als Ergänzung zur "A-capella" rechtfertigten. Mal mit Sonnenbrillen ausstaffiert, um dem Jazz die optische Note zu verleihen, mal im Hawaii-Hemd mit Cowboy-Hut, um der Western-Parodie gerecht zu werden, zeigten "Nimm Drei" auch hier ihr Geschick.

In bester Wild-Westmanier eröffnete nach der Pause "Das Lied vom Tod" den zweiten Konzertteil des Abends. Auch Beatles-Klassiker durften später ebenso wenig fehlen, wie ein fetziges "Kalinka", mit rein vokaler "Bass-Balaleika". Mit Elan und Schwung steigerten sich die drei immer wieder in ihren Stücken, wechselten von sanften und langsamen Tönen blitzschnell in rasante Gesangsläufe. Dabei gaben sie nicht nur stimmlich vollsten Einsatz: auch körperlich kamen "Nimm Drei" so richtig in Fahrt. Eine Fahrt, die vom Start weg bis zu den Zugaben zu gefallen wusste, und die Lust auf mehr machte an Sonntag-Abenden im Gutmann.

Andrea Franzetti