Facharbeit

Bedeutung und Entwicklung des Brauereiwesens in Ingolstadt
(unter Einsatz eines Videofilms)

I  n h  a l  t

I. Die Anfänge der Brauereitätigkeiten in Ingolstadt
  1. Vom Wein zum Bier (1328-1546)
 
2. Verordnungen über Bierherstellung und Bierprüfung (1470-1516)
  a) Die erste überlieferte Bierbrauordnung
  b) Die Bierbrauordnung von 1513
  c) Der Erlaß des Bayerischen Reinheitsgebotes von 1516
 
3. Entwicklung der verschiedenen Brauereien in Ingolstadt (1513-1762)
 
4. Das Verschwinden der Kleinbrauereien (1811-heute)

II. Die Geschichte der drei heutigen Ingolstädter Brauereien
 
1. INGOBRÄU INGOLSTADT GmbH
 
2. NORDBRÄU GmbH & Co.KG
 
3. HERRNBRÄU AG

    
Anmerkungen zum Textteil
    
Literaturverzeichnis zum Textteil
    
Ehernwörtliche Erklärung

 

    I. Die Anfänge der Brauereitätigkeiten in Ingolstadt
    1. Vom Wein zum Bier

    In Ingolstadt spielte bis zum Ende des 16. Jh. der Weinhandel eine ganz bedeutende Rolle. So berichtet der Humanist Aventinus, alias deutscher Geschichtsschreiber Johann Turmair, daß die Bayern seit jeher ein Volk von Weintrinkern seien. Vom Bier war nicht die Rede. Ingolstadt bildete nämlich einen Hauptumschlagplatz für den Franken- und Rheinwein. Diese wurden zum größten Teil gegen Salz aus dem Südosten eingetauscht. Um 1448 betrug der Jahresumsatz an Wein rund 9000 hl gegenüber rund 25000 Zentnern Salz. Die Weinmärkte wurden jeweils dienstags abgehalten. Zudem bauten die Ingolstädter an den Nordhängen der Donau ihren eigenen Wein an. Noch heute sind Flurnamen, z.B. in Oberhaunstadt oder Irgertsheim, Zeugnisse dieser Weinkultivierung im Mittelalter. Dennoch war das Bier in Ingolstadt natürlich längst bekannt, aber eben nicht so bedeutend wie der Rebensaft. Der erste namentlich bekannte Bierbrauer war Heinrich der Bräu; er saß 1328 im Stadtrat. 41 Jahre später, 1369, gab es schon eine Brauerzunft und 1373 bereits die Erhebung eines sogenannten “Umgeldes” auf das Bier, das somit ein geeignetes und lohnendes Getränk für die Steuereintreibung war. Gegen Ende des 15.Jh. läßt sich eine Veränderungs des Umsatzverhältnisses von Bier und Wein von 5:1 auf 2:1 feststellen. Schließlich mußte der Name “Weinmarkt” der Bezeichnung “Theresienstraße” weichen. Die Rolle des Weinhandels und des Weinanbaus, der keinen Spitzentropfen erbrachte, verlor im Laufe der Zeit immer mehr an Bedeutung und verschwand letztlich um 1600. Denn spätestens seit der Wiedervereinigung der Bayerischen Lande im Jahre 1506 begann das Brauen zu florieren: Die Landesfürsten förderten die Bierproduktion – der Bierkonsum wuchs in der Hauptstadt Ingolstadt.
    Bereits 1546 ist von ersten Exporten des Ingolstädter Bieres berichtet: “Eine Ausfuhr an fremde Orte (Augsburg und Regensburg   werden 1546 als Hauptabnehmer genannt) ließ der Stadtrat nur dann zu, wenn das für die Stadt benötigte Quantum von 7000 Eimern oder rund 4500 hl sichergestellt war.” 1)

    Gambrinus, der sagenhafte Erfinder des Bieres, hatte also den Weingott Bacchus (zumindest in Ingolstadt) besiegt.

1. Verordnungen über Bierherstellung und Bierprüfung
a) Die erste überlieferte Bierbrauordnung

Noch drei Jahrzehnte vor dem eigentlichen “Bieraufschwung” in Ingolstadt wird bereits von einer ersten Brauerordnung berichtet: Im Jahre 1470 erscheint eine Zunftsatzung, die vom Bürgermeister und vom Stadtrat in fünf Artikel gefaßt wurde. Inhalt ist die Regelung der Rechte und Pflichten von Mitgliedern der Brauerzunft. Aus dieser Satzung von 1470 geht hervor, daß es in Ingolstadt damals 20 bis 25 Bierbrauer gab. Schon in dieser Zeit wurde von Beauftragten der Stadt, den sogenannten “Visierern”, die Bierqualität überprüft. “Wer gegen die Vorschriften verstieß, sollte um  1000 Ziegelsteine bestraft werden, was dem ganz stattlichen Betrag von 10 Pfund Pfennigen entsprach.”  3)

b) Die Bierbrauordnung von 1513

Die Verordnung von 1513 stellte eine wesentlich erweiterte Neufassung der Satzung von 1470 dar. In dem Erlaß vom 10. Dezember 1513 geht es hauptsächlich um die Erlangung des Meisterrechts derer, die nicht im Handwerk geboren sind. Wesentliche Voraussetzungen dafür waren:

- Zwei Winter Lehrzeit bei einem Ingolstädter Braumeister oder drei Winter Lehrzeit bei auswärtigen Braustätten.
- Entrichtung von 16 rheinischen Gulden für das Meisterrecht, ein Pfund Pfennig für die Prozessionen und das Bierzelt, sowie zwei Pfund Wachs für Kerzen.

Neben diesen sozialen Vorschriften enthält die Verordnung von 1513 auch moralisch-religiöse.

Einige Beispiele dafür:
- Ein von seiner Frau getrennt lebender Meister durfte sich keinen Gesellen halten, außer die Frau oder die Kirche war mit der Trennung im Einvernehmen.
- Ein Lern- oder Meisterknecht mußte ehelich geboren sein.
- Ein unehelich Geborener konnte nicht Meister werden.

Darüber hinaus gibt es weitere Bestimmungen für die Bierherstellung:
- Winterbiere dürfen nur aus Hopfen, Wasser und Malz bestehen (Die Verordnung von 1513 ist also auch ein Vorläufer des Bayerischen Reinheitsgebotes).
- Kein Ausschank aus einem Faß, das nicht von einem vereidigten städtischen Visier gekostet worden war.
- Harte Bestrafung erwartete den Brauer, der “panschte”. 4)

Guido von Görre schildert von einem ganz besonderen, damals aber durchaus üblichen Verfahren der Bierprüfung:

     Sie gossen’s auf die Bank fein aus,
     Und setzten drauf sich frei,
     Und kleben mußte dann die Bank,
     Erhoben sich die Drei.

     Sie gingen drauf mit selber Bank
     Vom Tische bis zur Thür,
     Und hing die Bank nicht steif und fest,
     Verrufen war das Bier.

a) Der Erlaß des Bayerischen Reinheitsgebotes von 1516

Schon drei Jahre später erließ Herzog Wilhelm IV. am 23. April 1516 in Ingolstadt das Bayerische Reinheitsgebot für das Bier. Im Einverständnis mit den Vertretern der oberbayerischen Stände wurde es folgendermaßen verkündet:

   “Wir wöllen auch sonderlichen das füran allenthalben in unseren Stetten/Märckthen/un auff dem Lande/zu keinem Pier/merer  Stückh/dan allain Gersten/Hopfen/un Wasser/genommen un gepraucht sölle werdn.”   9)

Das Ziel ist nach wie vor dasselbe: Man wollte die Reinheit des Bieres garantieren. Mit dem Erlaß von 1516 sollte dies gesetzlich in Kraft treten – 473 Jahre danach ist dieses Reinheitsgebot das älteste noch wirksame Lebensmittelgesetz der Welt:
 Zur Bierherstellung darf also nur Malz, Wasser, Hopfen und Hefe verwendet werden.

 3.  Entwicklung der verschiedenen Brauereien in Ingolstadt

Bereits 1513 gab es in Ingolstadt 25 Bierbrauer, 12 Jahre später 32, 1643 waren es 33 und 1762 gab es 27. Sogar die Bäckerzunft war der Brauerzunft an Mitgliedsstärke im Jahre 1762 unterlegen. Die meisten Namen der damaligen Betriebe sind zwar festgehalten, aber in Vergessenheit geraten. Hier habe ich 31 Beispiele gesammelt:

  - Bergbräu       - Tafelmaierbräu
  - Koboldbräu       - Lenzbräu
  - Rappensbergerbräu  - Schmalzingerbräu
  - Fritschenbräu    - Eselbräu
  - Höllbräu       - Herrnbräu
  - Schäffbräu     - Angermüllerbräu
  - Danielbräu     - Münstererbräu
  - Schwabenbräu     - Jägerbräu
  - Lautnerbräu      - Wunderlbräu

  - Franziskaner     - Gnadenthal St. Johann
   (Klosterbrauerei)        (Weißbier-Klosterbrauerei)

  - Schmalzbuckelbräu  - Hetzerbräu
  - Kremserbräu    - Franz-Michl-Bräu
  - Ziegelbräu     - Maltheserbräu
  - Jungbräu       - Quartlbräu
  - Poppenbräu     - Weißbierbrauerei Anna Maier
  - Lindermaierbräu

  Einige dieser früheren Brauereien existieren heute noch als  Gaststätten oder Straßennamen weiter:

  - Hotel Rappensberger  - Koboldkeller
  - Zum Daniel     - Poppenbräu (heutige Diskothek “Cho”)
  - Tafelmaier           - Bergbräustraße     - Jägergasse
  - Schäffbräustraße   - Beim Schmalzbuckel
  - Schmalzingergasse  - Ziegelbräustraße
  - Eselbräustraße     - Höllbräugasse

   4. Das Verschwinden der Kleinbrauereien

 Mit Beginn des 19. Jh., der Zeit des Verlusts der Universität, der Festung und der Garnison, ging es auch mit dem Brauwesen in Ingolstadt bergab. Eine Untersuchung des Bieres durch die Polizei im Jahre 1811 ergab folgendes:

   “11 Brauereien bereiteten ‘einigermaßen brauchbaren‘ Stoff, sieben stellten  ’gerade noch brauchbares‘,  vier  ’saueres‘ und fünf ’schlechtes Bier‘  her.”   2)

  Die Folge  war, daß die meisten Kleinbrauereien  schlossen, während sich Danielbräu und Herrnbräu, zwei der leistungsfähigen Betriebe, zu einer Aktienbrauerei zusammenschlossen. Somit gab es im Jahre 1876 nur noch 16 Braustätten in Ingolstadt. Sechs Jahre später, am 4. September 1882, wurde die Aktiengesellschaft “Bürgerliches Brauhaus” (= heutige Herrnbräu AG) gegründet. Weitere Zusammenschlüsse mit der Aktienbrauerei und deren immer bedeutsameren Rolle im Ingolstädter Brauereiwesen führten dazu, daß  schließlich alle alten  Brauereien verschwanden.  Heute haben wir in Ingolstadt die

- Ingobräu Ingolstadt GmbH, die
- Nordbräu GmbH & Co.KG (Oberhaunstadt) und die
- Herrnbräu AG,

die ich anschließend nacheinander vorstelle.

II.  Die Geschichte der drei heutigen Ingolstädter Brauereien
1. INGOBRÄU INGOLSTADT GmbH

Während es die Firma “INGOBRÄU INGOLSTADT GmbH” erst seit elf Jahren gibt, datiert die Brauerei selbst aus der Zeit der ersten Gewerbebetriebe in der Stadt. Bereits um das Jahr 1500 dürfte der Betrieb unter Lorenz Schöffer aus Oberarnbach gegründet worden sein. 337 Jahre später erst lassen die historischen Informationsquellen eine nahtlose Chronik der Brauerei zu, da in dieser Zeit der Betrieb durch Kreszenz Hollweck in Familienbesitz überging. Jedoch bis dahin sind nur von einer Reihe von Besitzwechseln berichtet, die sich wie folgt aufzählen lassen:

- 1613:  Hanß Thonaupaur, Bierpreu
- 1638:  Niclas Schwöllmayr, Preu
- 1699:  Jacob Schofmann, Bierpreu
- 1723:  Andre Lohrer, Bierpreu
- 1737:  Franz Joseph Heußlmayer
- 1764:  Martin Diepold
- 1793:  Georg Rupp

Nachdem ab 1801 Joseph Weinzierl die Brauerei 36 Jahre innehatte, kam es 1837 durch Kreszenz Hollweck zum Kauf der “Schöff-” oder “Schäffbräu”, deren Name wohl auf ihren Gründer zurückgeht. Über 150 Jahre ist die Brauerei seitdem in Familienbesitz geblieben. Kreszenz Hollweck, eine Wirtswitwe aus Feldkirchen, kaufte damals die Brauerei um 1400 Gulden; eine stattliche Summe, die aber neben dem Schäffbräu-Anwesen den Gegenwert für Äcker, Moosbeete, einen Hopfengarten etc.darstellte. 1846 übernahm Sohn Lorenz Hollweck die Brauerei. Zwei Jahre später, am 2. Mai 1848, heiratete er die Wirtstochter Katharina Knabel aus Unsernherrn. Emmeram und Lorenz hießen zwei Kinder aus dieser Ehe, die aber schon 13 Jahre später mit dem Tod von Lorenz Hollweck endete. Die Witwe Katharina heiratete darauf den Braugehilfen Lorenz Hoiß von Egenried, der jedoch schon nach fünf Jahren, nämlich 1866, starb. Hierauf nahm sich Katharina Hollweck zum dritten Male einen Mann; es war der Bierbräuer Johann Brüderl aus Amberg. Am 6. Februar 1883 übergab Katharina Hollweck ihrem Sohn aus erster Ehe, Emmeram Hollweck, die Brauerei. Emmeram heiratete 1882 Karolina Metz aus Pfeffenhausen. Aus dieser Zeit nun datieren verschiedenste Umbauten und Erweiterungen der Schäffbräu: 1882 wurden die Pläne für einen Bierkeller mit Kellerhaus an der Sommergasse genehmigt. Daraufhin suchte der Betrieb nach Absatzmöglichkeiten bei den umliegenden Wirten und machte den Anfang bei Gastwirt Kumpf in Niederstimm – noch heute gibt es die vergrößerte und verschönerte Gastwirtschaft. Zudem belieferte die Brauerei das 10. Inf. Regiment. Emmeram Hollweck ließ 1890 das große zweistöckige Schäffbräuhaus (Schäffbräustraße 11) erbauen. Die Errichtung eines Eis- und Lagerkellers ereignete sich fünf Jahre danach. Darüber befand sich der damalige Schäffbräukellersaal. Ungefähr ab dem 20. Jh. folgten weitere Umbauten und Veränderungen: Die Sudstätte wurde zur Mälzerei umgebaut, die 1914 abbrannte und unter schwersten Umständen im Krieg wiederhergestellt wurde. Nach dem Tod von Emmeram Hollweck am 2. April 1919 ging die Brauerei an die Brüder Michael und Theo Hollweck, die am 21. April 1921 die “SCHÄFFBRÄU GmbH INGOLSTADT” gründeten. Die Brauerei überstand den Zweiten Weltkrieg, unternahm 1950 die Errichtung eines neuen Sudhauses und 1955 den Bau des Schäffbräukellergarten-Saales. Nachdem am 22. November 1951 Theo Hollweck starb, und sich wenige Jahre später sein Bruder Michael zurückzog, ging die Brauerei am 26. Juli 1957 zu jeweils 50% an die Töchter Traudl (Dittmar) und Inge (Lang) über. Die heutigen Besitzer der INGOBRÄU INGOLSTADT GmbH – der Name wurde 1978 so umfirmiert – heißen Günther Dittmar und Inge Lang.

Folgende Skizze stellt die verschiedenen Inhaber der Brauerei ab 1837 nochmals kurz dar:

Besitzverhätnisse der Ingobräu GmbH

   2. NORDBRÄU GmbH & Co. KG

Mit der ältesten Quelle über das Brauen in Oberhaunstadt läßt sich nachweisen, daß die heutige Nordbräu GmbH & Co.KG ihren Ursprung im “Preuhaus, das  sein gestreng in dem Schloß zu Haunstat” 10)  hat, dessen Erbau aus dem Jahre 1569 datiert. Es wird berichtet, daß “seit dem Jahre 1693 ununterbrochen Bier gebraut wird”. 15)  das damalige Personal der Brauerei zählte einschließlich Braumeister mit Frau fünf Personen, wie Pfarrer Söhrr 1811 dokumentiert. Elf Jahre später fällt zum ersten Mal der Name WITTMANN  im Hinblick auf die Oberhaunstädter Brauerei. Simon Wittmann, ein Vorfahre des heutigen Brauereichefs und Alleininhabers Dr. Max Wittmann, hat 1822 die Brauereianlage zunächst gepachtet und elf Jahre später gekauft. In mühsamster Arbeit hatte Simon Wittmann mit seinem Betrieb stets alle Hände voll zu tun: Das Schloßgut war insgesamt sehr heruntergekommen, die Eichenbohlen auf der Dreschtenne waren völlig durchgefault, die Hofmauer stürzte 1828 ein, der Viehstall war absolut baufällig und vieles mehr.Ein wesentlicher Grund für all diese Übel mag die Tatsache gewesen sein, daß die Lage des Brauereianwesens eine sumpfige und moorige Gegend war; um die Zustände des Guts zu verdeutlichen, erscheint mir folgender Auszug aus Simon Wittmanns Aufzeichnungen geeignet:

“Das Wasser steht einen starken Schuh tief den vergangenen Winter so wie jetzt im Sommer hindurch in der Schür, wo ich schon den vergangenen Winter an Asche um 15 Gulden Schaden gelitten, weil ich keine bekommen habe.”  11)

Auch der Winter 1829/30 schaffte genug Probleme: Die Mauern des Sudhauses bekamen Risse und mußten gestützt werden. In einem Prüfungsbericht einer Regierungskommission aus Regensburg hieß es: “Alles stellt das traurige Bild einer gantmäßigen Wirtschaft dar.”  12)
Alles in allem wurde mit einem Kostenvoranschlag von 3880 Gulden bewertet, bevor man ein umfangreiches Sanierungsprogramm entwarf. Leider aber blieb es nur beim Entwurf. Keiner wollte sich finden, der die Verantwortung für eine besserung des Guts übernahm. Darüber hinaus gab es keine Ziegelsteine, die in jener Zeit nicht für den Ingolstädter Festungsbau verwendet wurden. Obwohl Simon Wittmann ganz ohne Hilfe allein dastand, entschloß er sich 1833 dennoch zum Kauf des Brauereianwesens, aus dem er in nur drei Jahren einen “großen leistungsfähigen Betrieb” machte 13)  , bevor er am 23. November 1836 starb. In einem Nachruf des Bayerischen Landboten heißt es, daß er einen bis ins Ausland gedrungenen Ruf als Ökonom gehabt habe. In Mühlhausen bei Abensberg als armer Leute Kind geboren, habe er 1798 mit dem Hopfenanbau begonnen und es schließlich auf 100000 Hopfenstöcke gebracht. Im gesamten Landgericht Abensberg war er der Begründer des Hopfenbaues. Er wurde deswegen mit der silbernen Zivildienstmedaille vom König geehrt. In einer Nachricht von 1887 heißt es, daß die Brauerei durchschnittlich im Jahr 5000 hl Malz verbrauche, einen sehr schönen Kellergarten, einen ausgezeichneten Felsenkeller und zwei Eisweiher besitze. 14)
Die Brauerei zu Oberhaunstadt überstand die nächsten Jahrzehnte und auch die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Ab 1960 erfolgten unter dem heutigen Alleinbesitzer Dr. Max Wittmann Modernisierungs- und Erweiterungsarbeiten im Betrieb:
Es entstanden eine neue Flaschenfüllerei, ein Sudhaus mit Hochsilo, 1971 ein neues Bürogebäude, ein Jahr darauf ein Gär- und Lagerkellerhochhaus.
Die Firma “NORDBRÄU GmbH & Co.KG” existiert sei 1971; der Betrieb wurde durch die Eingemeindung Oberhaunstadts zur dritten Ingolstädter Brauerei.


3. HERRNBRÄU AG

Die Herrnbräu-Brauerei zählte zu den vielen Kleinbrauereien im mittelalterlichen Ingolstadt. Urkundlich erwähnt wird die Firma erstmals im Jahre 1762. Sie und die Daniel-Brauerei schlossen sich 1873 zu einer Aktienbrauerei zusammen. Das Aktienkapital betrug 470000 fl; der Betrieb solle es zunächst auf 19440, bald aber schon auf 27360 hl Jahresausstoß bringen. Eine günstige Lage der Aktienbrauerei sowie die Erwartung eines steigenden Bierverbrauchs aufgrund weiterer Festungs- und Eisenbahnbauten ließen die Vermutung zu, “daß das neue Unternehmen gut blühen werde.”  5)
Es dauerte nur neun Jahre, als am 4. September 1882 die Aktengesellschaft “Bürgerliches Brauhaus” gegründet wurde. 350000 Mark stellten das Grundkapital dar. Dazu kam der Nachlaß des Brauereibesitzers Jakob Engl: Schwabenbräu, Schmalzingerbräu, Gaststätte “Hugl”, Gaststätte “Lamm” sowie den Lindermaier- und den Rappensbergerkeller. Die “Bürgerliche Brauhaus AG” konnte im ersten Sudjahr einen Ausstoß von 19887 hl verzeichnen. Diesbezüglich der “Actienbrauerei” zwar noch weit unterlegen, strengte sich das Bürgerliche Brauhaus jedoch sehr an, um ihr Vertriebsgebiet schließlich bis Kösching, Eichstätt, Neuburg und Rain am Lech auszudehnen sowie weitere Kleinbrauereien unter ihr Dach zu bringen. “Zehn Jahre nach der Gründung war der Bierausstoß  auf das Dreifache angewachsen.”  6)
Am 1. Dezember 1899 “übertrug die ‘Actienbrauerei Ingolstadt‘ ihr gesamtes Vermögen auf das ‘Bürgerliche Brauhaus Ingolstadt‘, welches das volleingezahlte Kapital von 60000 Mark übernahm und in eigene Aktien umtauschte. Mit dieser Fusion erreichte das Bürgerliche Brauhaus Ingolstadt eine für diese Zeit beachtliche Größenordnung, betrug doch der Bierausstoß der ‘Actienbrauerei‘ allein bei der Übernahme um die 40000 hl.” 7)
Zahlreiche Erweiterungen und Modernisierungen dieses zusammengeschlossenen Großbetriebes waren die Folge:
- Der Neubau eines Sudhauses sowie eines Maschinenhauses und mehrerer Gärkeller an der Neubaustraße.
- Der Umbau von “Daniel-” und “Schmalzingerbräu” zu Mälzereien.
- Die Errichtung einer modernen Gesamtkelleranlage.
- Der Bau einer Flaschenfüllerei.
- Die Vergrößerung des Fuhrparks und anderes mehr.
Beim letzten Punkt handelt es sich um den Erwerb zweier weiterer Pferde und zweier Ochsen. 1912 kaufte die Brauerei ihr erstes Lastauto, ein Fahrzeug der “Benzwerke Gaggenau mit einer Nutzlast von 70 Zentnern zum Preis von 1500 Mark (...)”  8).
In der Zeit des Ersten Weltkriegs sah es mit der Rohstoffversorgung sehr schlecht aus. Deshalb durfte nur noch mit Stammwürze von 6% gebraut werden. Der Bierbedarf in Ingolstadt wurde wegen des Zusammenschrumpfens der Garnison nach dem Krieg immer geringer; Deflation, Arbeitslosigkeit und Armut machten das Bier bald zum Luxusartikel für die meisten. Auch der Zweite Weltkrieg hielt diese und andere Probleme weiterhing aufrecht; das Bier blieb dünn, fast der gesamte Fuhrpark war vom Militär beschlagnahmt, Bombenangriffe zerstörten viele Teile der Brauereianlage. Nach der Währungsreform im Juni 1948 jedoch ging es auch mit dem Bürgerlichen Brauhaus endlich wieder aufwärts: Die Schäden wurden repariert, die Sudanlage wurde weiter ausgebaut, das Bier wieder in ursprünglicher Qualität gebraut, und die Tochtergesellschaft “Ingolstädter Obstverwertung” gegründet, die Fruchtsaft und Wein vertrieb. 1962 konnte das Bürgerliche Brauhaus einen Bieraussstoß von sage und schreibe 100000 hl verzeichnen.

Die Betriebsverlegung
Ein Jahr später entschloß man sich zum Kauf eines weiteren Grundstückes an der Manchinger Straße, das bereits 1985 mit einem Lager-, Filterkeller und einer Flaschenfüllerei neu bebaut wurde. Man errichtete ein neues Verwaltungsgebäude, sowie einen artesischen Brunnen, aus dem die Brauerei ein qualitativ hohes Trinkwasser für ihre Getränkeherstellung schöpft. Bis 1975 wurde das im Sudhaus an der Neubaustraße gebraute Bier in die Manchinger Straße zur Lagerung und Abfüllung gebracht. Denn ab dieser Zeit baute man auf diesem Betriebsgelände weiter, das eine Größe von 70000 m² hatte:
Es wurden ein Kesselhaus, ein Sudhaus, weitere Lager- und Gärkeller, ein Filterkeller, eine Faßfüllerei, verschiedene Werkstätten, der gigantische 40 m hohe Malzturm und ein Brauereiausschank mit Sozialräumen errichtet. Mit diesen Maßnahmen erreichte diese moderne Brauerei im Jahre 1981 den beachtlichen Getränkeausstoß von  225000 hl.

Anmerkungen zum Textteil
1) Hanns Kuhn: “Aus der Geschichte des Ingolstädter Brauhandwerks” in “Ingolstädter Heimatgeschichte”, 5. Jahrgang, Nr. 13, vom 12. August 1933, S. 52
2) ebd., S. 52
3) Bürgerliches Brauhaus Ingolstadt AG: “100 Jahre Aktiengesellschaft Bürgerliches Brauhaus Ingolstadt, 1882-1982”, S. 10, Spalte 2
4) vgl. ebd., S. 10/11/12
5) ebd., S. 22, Spalte 2 u.
6) ebd., S. 22, Spalte 3 u.
7) ebd., S. 23, Spalte 2 u.
8) ebd., S. 25, Spalte 3
9) Donau Kurier vom 23. April 1981, S. 27
10) Wilhelm Ernst: “Heimatbuch Oberhaunstadt”, S. 164, “Die Brauerei”
11) ebd., S. 165
12) ebd., S. 166
13) ebd., S. 166
14) ebd., S. 166/167
15) Donau Kurier vom 2. Juni 1983 (Verlagsveröffentlichung)

Literaturverzeichnis zum Textteil
1. Hanns Kuhn: “Aus der Geschichte des Ingolstädter Brauhandwerks” in “Ingolstädter Heimatgeschichte”, 5. Jahrgang, Nr. 13, vom 12. August 1933, S. 52
2. Donau Kurier vom 23. April 1981, S. 27
3. Donau Kurier vom 2. Juni 1983 (Verlagsveröffentlichung)
4. Ingobräu Ingolstadt GmbH: “Ingobräu – 150 Jahre in Familienbesitz, 1837-1987”
5. Wilhelm Ernst: “Heimatbuch Oberhaunstadt”, S. 164,  “Die Brauerei”
6. Bürgerliches Brauhaus Ingolstadt AG: “100 Jahre Bürgerliches Brauhaus Ingolstadt, 1882-1982”
7. Bürgerliches Brauhaus Ingolstadt AG: “75 Jahre Aktiengesellschaft Bürgerliches Brauhaus Ingolstadt, 1882-1957”
8. Bürgerliches Brauhaus Ingolstadt AG: “Bericht über das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 1987”
9. Mündliche Informationen von
- Manfred Böttcher (Ingobräu Ingolstadt GmbH)
- Günther Dittmar (Ingobräu Ingolstadt GmbH)
- Herrn Etzberger (Nordbräu GmbH & Co.KG)
- Josef Hagl (Herrnbräu AG)
10. Nordbräu GmbH & Co.KG: “Das Bier unserer Heimat” (Prospekt)

 

E  r k  l ä  r u  n g

Ich erkläre hiermit, daß ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur
die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benützt habe.

Ingolstadt, den 3. November 1988